Die nackten Fangzahlen zuerst:
Es sind 5323 männliche und 562 weibliche Erdkröten von uns gezählt worden, macht in der Summe 5885 Erdkröten. Es bleibt bei 6 Grasfröschen, 5 Bergmolchen und 4 Fadenmolchen, am 25.3. kam der letzte Molch, am 18.3. der letzte Grasfrosch. Die Hauptwanderung der Erdkröte hat sich zwischen dem 17.3. und dem 25.3. abgespielt, in einem sehr kurzen Zeitraum. Die Wanderung hat wetterbedingt relativ spät eingesetzt, ist aber noch im grünen Bereich.
Spürbar rückläufig sind die Zahlen bei der Erdkröte: letztes Jahr 7012 Erdkröten, es waren auch schon mal 11000, das geht über die normalen Schwankungen hinaus und zeigt einen eindeutigen Trend nach unten. Ich glaube nicht, dass der zahlenmäßige Rückgang an unserem mangelnden Eifer liegt, auch die Tiere vom hinteren Parkplatz oder der Straße abzusammeln, es waren einfach weniger als noch vor ein paar Jahren, das hängt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mit den trockenen Sommern und der dadurch geringeren Aktivität der Amphibien zusammen. Sorgen machen uns die fehlenden Laichschnüre. Das müssen wir im Auge behalten. Text: Gabi Stein
Fotos: Erdkrötenpärchen (Gabi Stein), Erdkröte mit Laichschnur (Barbara Böhme), Kleine Erdkröte (Viola Panter), 2 Bergmolche (Dagmar Rückert), einer der wenigen Grasfrösche (Gabi Stein)
St. Ingbert, April 2022. Wie in den letzten Jahren wurde auch 2022 ein Zaun auf Höhe des Glashütter Weihers mit 30 Eimern zum Schutz der wandernden Amphibien gestellt. Etwa 30 ehrenamtliche Helfer betreuten die Wanderung der Amphibien und leerten dabei nicht nur die Eimer, sondern sammelten auch einen großen Teil der Tiere von der Straße und den nicht abgezäunten Parkplätzen und brachten sie sicher zum Weiher. Der Zaun stand vom 2. März bis 9. April 2022. Die Wanderung begann wegen kalter Nächte erst am 12. März. Der stärkste Wandertag war witterungsbedingt der 21. März mit 1051 gezählten Erdkröten. Insgesamt war in diesem Jahr wieder ein Anstieg der Fangzahlen zu beobachten:
Erdkröten |
Grasfrosch |
Fadenmolch |
Bergmolch |
Teichmolch |
7012 |
3 |
21 |
6 |
1 |
Besonders erfreulich ist, dass insgesamt 812 Erdkröten-Weibchen den Weg zum Weiher gewandert sind. Das Geschlechterverhältnis ist bei den großen Populationen in der Regel stark ungleich zugunsten der Männchen. Im letzten Jahr suchten durch die schlechteren Wetterverhältnisse nur relativ wenige Weibchen den Weg zum Laichgewässer und verzichteten auf die Fortpflanzung. Das machten sie in diesem Jahr wieder wett. Zudem waren im Vergleich zu den Vorjahren deutlich weniger Verkehrsopfer zu verzeichnen.
Das Problem, dass immer wieder Tiere in nicht abgedeckte Gullis fallen, werden wir im nächsten Jahr hoffentlich in den Griff bekommen. An einem Tag wurden 25 Erdkröten aus einem einzigen Gulli befreit. Das zeigt, wie gefährlich Gullis für Amphibien sind, in den meisten Fällen sind sie eine zahlenmäßig nicht unerhebliche tödliche Falle.
Text: Gabi Stein
Der erste Sommer am neu geschaffenen Reptilien-Biotop im St. Ingberter Drahtwerk-Nord-Areal ist zu Ende. Was hat sich getan?
Durch die groben Arbeiten im Winterhalbjahr (Entfernen eines Großteils der Spätblühenden Traubenkirsche und Mähen des meterhohen Brombeerdickichts) war ein großer Teil der Fläche im März/April vollkommen vegetationsfrei. Nur die aus dem Schnittgut, dem Holz und den Steinen geschaffenen Strukturen haben die Fläche gegliedert. Im Verlauf der Frühlingsmonate Mai und Juni hat sich dann langsam eine erstaunlich vielfältige, aber lückige Vegetation etabliert, im Juli/August waren fast alle Bodenflächen bereits vollständig und sehr abwechslungsreich bewachsen. Das alles ohne menschliches Zutun. Einzig die aufkommenden Traubenkirschen wurden herausgezogen und die Brombeeren von Beginn der Vegetationsphase bis in den Sommer hinein herausgehackt. (Foto 1: unbegrünte Fläche im April 2021,Foto 2: begrünte Fläche im Juni 2021)
Relativ schnell war klar, dass der Lebensraum für die Zielart Zauneidechse gut funktionieren kann. Mitte Juni konnte das erste Zauneidechsenmännchen im Schnittgut beobachtet werden. In den Wochen danach waren vor allem mehrere Weibchen auf der neu eroberten Fläche zu sehen. Der Höhepunkt der Sichtbeobachtungen war am 5.Juli mit insgesamt acht Zauneidechsen, einer Waldeidechse, einer Blindschleiche und einer Ringelnatter, die auf der Gesamtfläche bis in die Randbereiche verteilt zu sehen waren. Der freigestellte Hang wurde also überraschenderweise von der „ortstreuen“ Zauneidechse sofort und vollständig angenommen. Auch Waldeidechsen sind an verschiedenen Plätzen, vor allem an den Rändern der Fläche, immer wieder zu sehen gewesen, bei weitem aber nicht so häufig. (Foto 3: Zauneidechsenmännchen im Juli 2021, Foto 4: 2 Waldeidechsen im September 2021).
Da die beobachteten Zauneidechsen fotografiert werden konnten, haben wir, nachdem die letzten Tiere in die Winterruhe gegangen sind, die etwa 200 Fotos durchgesehen, die aussagekräftigsten 100 Fotos ausgedruckt und miteinander verglichen. Anhand der individuellen Musterung der Tiere können wir 22 verschiedene Zauneidechsen voneinander unterscheiden. Davon sind 10 Weibchen, 10 Männchen und zwei vorjährige Jungtiere. (Foto 5: Gruppenbild der 22 Zauneidechsen).
Dazu kommen die diesjährigen Jungtiere, die noch nicht individuell unterscheidbar waren. Es waren wenige Schlüpflinge und sie sind erst sehr spät, ab 21.9., aufgetaucht. Ihr Überleben ist durch den späten Schlupf fragwürdig, denn Jungtiere, die zu wenige Fettreserven für den doch relativ langen Winterschlaf haben, können verhungern. Trotzdem ist das Ergebnis von 22 verschiedenen Zauneidechsen erstaunlich und das ausgeglichene Geschlechterverhältnis lässt auf die nächsten Jahre hoffen.
Im November haben wir zusätzlich ein Kleingewässer am Rand der Fläche eingebaut und eine Teilmahd mit dem Freischneider durchgeführt. Das dürfte ausreichend sein, um ins nächste Jahr zu starten, das wir sehnsüchtig erwarten. Neben den Reptilien haben sich auch viele, verschiedene Insekten auf der Fläche eingefunden, das darf gerne so weitergehen. Bislang hält sich der Freizeitdruck durch den Menschen in Grenzen, zweimal haben wir Reste von abendlichen Partys entfernt, ansonsten ist dieses kleine etwa 4000 m² große Biotop weitgehend unberührt.
Text und Fotos: Gabi Stein
Die groben Arbeiten sind erst einmal abgeschlossen und eine weitere gelungene Kooperation zwischen Stadt St. Ingbert und dem NABU St. Ingbert geht jetzt im Frühjahr 2021 in die Testphase.
Nach der Feststellung von 3 Reptilienarten auf einem randlichen Streifen im Drahtwerk-Nord-Areal haben wir zusammen mit dem für Naturschutz zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Chance genutzt, diese Fläche für den Natur- und Artenschutz zu gewinnen und den Streifen durch einige kleinere, gezielte Veränderungen attraktiver für ganz spezielle Arten zu machen. Eine Bebauung hätte hier wegen der Topografie und der direkt darüber verlaufenden Hochspannungsleitung sowieso nicht stattfinden können.
Geschaffen wurde ein offenes, strukturreiches Biotop an einem südexponierten Hang von circa 400 m² Fläche, ein kleiner Trittstein in einer ansonsten vom Menschen geprägten Umgebung. Die Zielarten Wald- und Zauneidechse, die hier vorkommen, sind nicht die einzigen Tierarten, die von den geschaffenen Strukturen profitieren können. Auch spezialisierte Vogelarten wie z.B. die Dorngrasmücke oder wärmeliebende Insekten finden hier einen Rückzugsort.
Möglich war die Umgestaltung der Fläche durch eine Zusage der Stadt als Grundstückseigentümerin, die sich auch an den Arbeiten beteiligt hat. Die Mahd und die Anlage einzelner Strukturelemente waren dann unsere Angelegenheit. 7 Sandlinsen, 1 Überwinterungsquartier, mehrere Holz- und Steinhaufen, sowie Randstreifen mit aufgeschichtetem Schnittgut sind entstanden. Sie dienen dem Schutz und der Thermoregulierung vor allem der Reptilien, bieten Wildbienen und Vögeln Nistmöglichkeiten. Sowohl übermächtige Brombeerhecken als auch die sich stark ausbreitende Spätblühende Traubenkirsche sind dabei zurückgedrängt worden.
Ein wesentlicher Aspekt für die Funktionalität der Fläche ist die Pflege. Wird nicht einmal im Jahr gemäht, werden Brombeerhecken und aufkommende Bäume in kürzester Zeit alles wieder überwuchern und unattraktiv für die Zielarten machen. Wesentlich ist der Zeitplan für die Flächen-Mahd (nach Mitte Oktober) und eine auf die Vegetation abgestimmte Teilmahd im Sommerhalbjahr. Auch das wollen wir gemeinsam mit der Stadt in einem dauerhaften Pflegeplan umsetzen.
Mitgewirkt an der Umsetzung haben und zu großem Dank verpflichtet sind wir: Herrn Lambert, Herrn Krüger, Herrn Schneider und ihren Mitarbeiter*innen (Stadt St. Ingbert), Jaro Lägel, Christian und Nele Fischer, Hans-Werner Krick und Bernd Gremlica.
Text und Fotos: Gabi Stein
Auch in diesem Jahr hat sich der NABU St. Ingbert zusammen mit freiwilligen Helfern für den Amphibienschutz am Glashütter Weiher engagiert. Der Weiher ist vor allem für die Erdkröte ein wichtiges Ablaichgewässer und wird von den Tieren seit Jahren in großer Zahl in der Zeit zwischen Ende Februar und Anfang April aufgesucht. Ein Schutzzaun jenseits der Straße auf der Waldseite auf Höhe des Weihers schützt zahlreiche Tiere vor dem Überfahren. Die Ergebnisse im Überblick der diesjährigen Zählung:
|
Erdkröte |
Grasfrosch |
Bergmolch |
Fadenmolch |
Anzahl von uns gesammelter Tiere |
5191 |
1 |
7 |
7 |
Bewertung: Insgesamt ist in den letzten Jahren ein stetiger Rückgang der Fangzahlen zu verzeichnen. Hatten wir in den Jahren 2018 und 2019 über 11000 Erdkröten gezählt, waren es 2020 mit 9600 Erdkröten schon etwas weniger und in diesem Jahr ein drastischer Rückgang auf weniger als die Hälfte der von uns gezählten Erdkröten. Noch dramatischer ist der Rückgang bei den Molchen und Grasfröschen, die nie in großen Beständen vorhanden waren: mit einem einzigen anwandernden Grasfrosch spielt der Glashütter Weiher als Laichgewässer für diese Art keine Rolle mehr, die Zahlen der beiden Molcharten haben sich rasant nach unten bewegt. Woran liegt das?
Der Zaun wurde am 23.2.21 aufgestellt und am 5.4.21 abgebaut. Damit sind wir zeitlich im Rahmen der Betreuung der letzten Jahre. Allerdings war der Hauptsammelmonat März in diesem Jahr gekennzeichnet durch kühle Abendtemperaturen unter 6° und relativ wenige Regenfälle. Temperaturen über 7° und Regen über mehrere Tage begünstigen die Wanderfreudigkeit der Amphibien. Diese Wetterverhältnisse hatten wir in diesem Jahr nicht und das kann einer der Gründe sein, warum weniger Tiere angewandert sind. Unter wettermäßig ungünstigen Verhältnissen kann die Wanderung und Paarungsbereitschaft zumindest für einen Teil der Tiere ausfallen. In der Folge bedeutet das ein Ausdünnen der Bestände.
Andere Ursachen für den allgemein verzeichneten Rückgang auch der häufigen Amphibienarten in unserem Land finden in der Regel völlig unbemerkt statt. Die trockenen Sommer- und Herbstmonate der letzten Jahre sind für die Amphibien in ihrem Landlebensraum eine kaum noch erkannte Bedrohung, auf die uns Hans-Jörg Flottmann, der die Schutzzäune an den saarländischen Landstraßen koordiniert, aufmerksam gemacht hat: Durch längere Trockenphasen verringert sich die Aktivität und damit auch die Nahrungsaufnahme der Tiere, die dadurch mit weniger Fettreserven in die Winterruhe gehen müssen. Zudem sind die Winter teilweise so mild, dass die Tiere ihren Stoffwechsel zwischendurch hochfahren und dabei wichtige Energie verbrauchen. Das überlebt ein Teil nicht, sie verhungern. Ein anderer Teil kommt geschwächt und abgemagert aus der Winterruhe und ist leichte Beute für Prädatoren.
Die gesamte negative Entwicklung ist eine Folge des von uns Menschen verursachten Klimawandels, vor allem die länger anhaltenden Trockenperioden. Mit völlig unbekanntem Ausgang für die Zukunft. Amphibien, die in der Mitte der Nahrungskette liegen, haben für die davor und dahinter eine wichtige Bedeutung. Verschwinden sie oder verringern sich, hat das Auswirkungen auf ganze Ökosysteme, die in eine immer größer werdende Schieflage geraten. Hier muss unbedingt die globale Notbremse gezogen werden. Lokale Initiativen wie das Schaffen von stabilen Gewässern oder auch die Betreuung von Krötenzäunen machen Sinn, entfalten aber nur begrenzte Wirkung, wenn das Grundproblem nicht bzw. nicht rechtzeitig genug gelöst wird.
Text: Gabi Stein
Die Zauneidechse (Lacerta agilis) als eine der drei im Saarland vorkommenden Eidechsenarten ist in diesem Jahr „Reptil des Jahres“. Dieser Status wird von der DGHT (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie) jedes Jahr im Wechsel an Amphibien oder Reptilien vergeben, um auf die besondere artspezifische Situation, in der Regel auf ihre große Schutzbedürftigkeit, hinzuweisen. In der Tat gilt die Zauneidechse deutschland- und saarlandweit als „gefährdet“ (Rote Liste, Flottmann et. al., 2008) und als in den letzten Jahrzehnten deutlich rückläufig in ihrem Bestand.
Bislang sind aus den letzten Jahren keine Vorkommen in St. Ingbert bekannt, lediglich in Oberwürzbach gibt es aktuelle Hinweise und Beobachtungen. Ausgeschlossen werden konnten Vorkommen aber nicht, da die Art bis in die 80er/90er Jahre des letzten Jahrhunderts im Stadtgebiet durchaus vorkam. Zumindest ein kleines Vorkommen der Zauneidechse konnte in diesem Jahr am Rand des Drahtwerk-Nord-Areals im Westen von St. Ingbert entdeckt werden.
Diese besonders schöne Eidechsenart zu finden, war ein erfreuliches Ereignis, wenn es sich auch um eine kleine und isolierte Population handelt, deren Bestand dementsprechend fragil ist. Ein großes Glück ist, dass sich eine Teilfläche des Vorkommens im städtischen Besitz befindet, mit deren Akteuren wir vom NABU St. Ingbert in gutem Kontakt stehen. So sollen in diesem Winterhalbjahr Maßnahmen zur Aufwertung des Lebensraums an einem Hang im randlichen Bereich des DNA stattfinden. Das bedeutet neben einer teilweisen Entbuschung auch das Anlegen von Eiablage- und Sonnenplätzen, sowie eines Überwinterungsquartiers. Alles Elemente, die den Bestand längerfristig sichern sollen und durchaus mit dem ehrgeizigen Ziel verbunden sind, den Bestand anwachsen zu lassen. Da auch zwei andere Reptilienarten hier vorkommen (neben Blindschleichen auch Waldeidechsen), nutzen die Maßnahmen auch anderen Tierarten. Ein Engagement lohnt sich hier also. Über die weitere Entwicklung werden wir berichten.
Text und Fotos: Gabi Stein
Mit einer wetter- und situationsbedingten Verkürzung der diesjährigen Krötenzaunbetreuung ergeben sich für 2020 die folgenden Fangzahlen bei der Anwanderung der Amphibien:
Erdkröte |
Grasfrosch |
Bergmolch |
Fadenmolch |
9600 |
7 |
4 |
2 |
Beginn der Betreuung durch 25 ehrenamtliche Helfer war am 23.2., am 1.3. war der Zaun fertig aufgestellt worden. Da der Autoverkehr und damit die Notwendigkeit der Krötenzaunbetreuung am 20.3. durch die Ausgangsbeschränkungen und die Schließung des Restaurants quasi zum Erliegen gekommen war, wurde die Betreuung am 22.3. eingestellt und der Zaun am 23.3. entfernt. Wegen des anhaltend trockenen und kühlen Wetters war die Anwanderung ohnehin weitgehend abgeschlossen.
Ein deutliches Hoch bei der Anwanderung der Erdkröten war in der Woche zwischen 8.3. und 13.3. zu verzeichnen: hier sind an den milden und feuchten Abenden circa 6400 der insgesamt 9600 Kröten angewandert.
Ins Auge fallen die zurückgehenden Fangzahlen bei den Molchen und Grasfröschen: Hatten wir im Jahr 2018 insgesamt 63 Fadenmolche in den Eimern, beschränkt sich die magere Ausbeute in diesem Jahr auf 2 Exemplare. Auch bei Bergmolchen und Grasfröschen sind die Zahlen deutlich zurückgegangen. Ob der verkürzte Einsatz dafür ausschlaggebend ist, dürfte angezweifelt werden. Auch im letzten Jahr waren die Zahlen schon gesunken und geben zu der Vermutung Anlass, dass der Bestand hier rückläufig ist. Schauen wir im nächsten Jahr mit hoffentlich genau so guten und engagierten Helfern wie in diesem Jahr!
Text: Gabi Stein
Fotos: Barbara Böhme, Viola Panter, Jessica Mildenberger
Auch 2019 hat der NABU St. Ingbert einen Krötenzaun zum Schutz wandernder Amphibien am Glashütter Weiher in Rohrbach organisiert. Insgesamt 26 ehrenamtliche Helfer waren morgens und abends im Einsatz. Unterstützt wurde die Aktion wieder von städtischen Mitarbeitern, die den Zaun auf- und abbauen, das Transparent mit dem Hinweis auf die Krötenwanderung hängen und die Gullys sichern. In diesem Jahr stand der Zaun in der Zeit zwischen 28. Februar und 5. April.
Ergebnisse:
Erdkröten |
Grasfrösche |
Fadenmolche |
Bergmolche |
11.104 |
11 |
29 |
23 |
Damit werden in etwa die Zahlen aus dem Vorjahr erreicht, wobei die Erdkröten - wie zu erwarten - zahlenmäßig absolut herausragen.
Text: Gabi Stein, Foto: Barbara Böhme
Auch in diesem Jahr haben NABU-Aktive und freiwillige Helfer die Massenanwanderung der Erdkröten in den Glashütter Weiher in St. Ingbert Rohrbach betreut. Ein Schutzzaun mit 25 Eimern stand wie in den letzten Jahren auf der Waldseite auf Höhe des Weihers und soll den anwandernden Amphibien den Straßentod ersparen. Trotz des Zauns werden am Glashütter Weiher in jedem Frühjahr vor allem in den frühen Abendstunden viele Amphibien-vor allem Erdkröten- überfahren, in diesem Jahr sind es geschätzt 200-300 gewesen. Dabei wird vor allem den Erdkrötenmännchen ein spezifisches Verhaltensmuster zum Verhängnis: sie nutzen die Straße mit freier Sicht als Warteplatz auf die aus dem Wald kommenden Erdkrötenweibchen und flüchten leider auch nicht bei anfahrenden Autos.
Die nackten Zahlen der Amphibien, die wir 2018 in der Zeit zwischen 9. März und 9. April in der Hand hatten: Insgesamt haben wir 11673 hinwandernde Erdkröten (davon 570 als Weibchen identifiziert), 63 Fadenmolche, 27 Grasfrösche und 13 Bergmolche gezählt und in den Weiher gesetzt.
Die Rückwanderung, für die es keinen Schutzzaun gibt, war in diesem Jahr kurioserweise in sehr wenigen Tagen abgeschlossen. Trotzdem gilt weiterhin die Bitte an alle Autofahrer vorsichtig zu fahren und unter Umständen auch mal halt zu machen und auf der Straße sitzende Amphibien auf die Seite zu setzen. Gleiches gilt für die Abwanderung der Jungtiere, die im Juni/Juli an milden Regentagen zu erwarten ist.
Ein herzliches Dankeschön geht an die Stadt St. Ingbert, die den Zaun aufstellen und die Eimer eingraben lässt und an alle, auch neue Helfer, die sich zuverlässig und engagiert an der Aktion beteiligt haben!
Text und Fotos: Gabi Stein
Text und Fotos: Gabi Stein
Trotz des in weiten Teilen sonnigen Frühjahrs und Frühsommers konnten kaum Nachweise für die drei einheimischen Eidechsenarten gelingen. Die Zauneidechse, ein eindeutiger Verlierer der veränderten Landschaft der letzten Jahrzehnte, haben wir gar nicht gefunden: ihr fehlt es an geeigneten Lebensräumen.
Anhand eines Vorkommens von Mauereidechsen an einem ehemaligen Schienenstrang im Pottaschwald kann man eventuell den Rückschluss ziehen, dass sie an der Bahnlinie vorkommt, eine Beobachtung dazu ist aber nicht gelungen.
Die häufigste Eidechsenart in St. Ingbert wird noch die Waldeidechse sein, die am Waldrand oder auf Lichtungen zu finden ist.
Fotos von oben links im Uhrzeigersinn
Foto 1: trächtiges Waldeidechsenweibchen auf der Hagerwiese
Foto 2: Mauereidechse in St. Ingbert Mitte
Zu den Amphibien: des einen Freud, des andern Leid. Was für die Reptilien günstiges Wetter ist (sonnig und trocken), verhindert oft eine erfolgreiche Reproduktion bei den Amphibien, da die Gewässer zu früh austrocknen. Für Grasfrösche, Berg- und Fadenmolche, sowie den Feuersalamander war die Reproduktionsrate in diesem Jahr im Mittelmaß. Die Erdkröte dürfte aufgrund der Präferenz größerer Gewässer weiterhin die stabilste der im St. Ingberter Raum vorkommenden Amphibienarten sein. Die Wechselkröte, eine der seltenen Amphibienarten im Saarland, ist immerhin noch in einem isolierten Bestand auf dem Gelände der Firma Peter Groß zu hören gewesen.
Aus Mangel an weiteren Arten in St. Ingbert haben wir uns über die Ortsgrenzen hinaus bewegt und in einem Gewerbegebiet in Spiesen die beiden streng geschützten Arten Kreuzkröte und Nördlicher Kammmolch nachgewiesen. Die Gemeinde Spiesen zeigt sich - sehr zu unserer Freude - entschlossen, für beide Arten die entsprechenden Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Populationen zu ergreifen.
Foto 3: Kammmolchlarve in Spiesen
Foto 4: rufendes Kreuzkrötenmännchen in Spiesen
Fotos (Gabi Stein) im Uhrzeigersinn: Helmut bei der ersten Mahd im Juni auf der Hagerwiese und nach der 2. Mahd im Oktober, Alter Sauweiher vor den Arbeiten ... und danach
Nach dem letzten Pflegeeinsatz im Jahr 2015 haben in diesem Jahr wieder Arbeiten auf der Hagerwiese und dem Alten Sauweiher in St. Ingbert stattgefunden. Die Hagerwiese, eine Waldwiese am Schwammwiesbach, die der NABU St. Ingbert seit 2011 gepachtet hat, hat uns in diesem Jahr besonders gefordert.
Ziel ist die Offenhaltung eines Großteils der Fläche und die Förderung eines möglichst großen Artenreichtums. Im letzten Jahr hatte eine kurzzeitige Beweidung mit Ziegen und Schafen den Bewuchs zumindest ein wenig in Schach halten können. Die gewünschte Aufwertung der Flora hat sich allerdings noch nicht eingestellt und wird uns wohl die nächsten Jahre noch beschäftigen.
Zu diesem Zweck haben wir uns entschlossen, einen AS-Mäher anzuschaffen. Im Juli und Oktober wurde fast die gesamte Fläche gemäht und das Mähgut von der Fläche entfernt. Dazu musste im Vorfeld eine große Menge Fallholz eingesammelt werden, das zu Holzhaufen für die hier vorkommenden Waldeidechsen aufgeschichtet wurde. Neben einer reichen Vogelwelt, kann der Naturbeobachter mit ein bisschen Glück und Geduld auf der Hagerwiese jetzt schon verschiedene Amphibien-, Reptilien-, Schmetterlings- und Libellenarten bewundern. Wir hoffen, durch konsequente Pflegemaßnahmen in den nächsten Jahren, diese wertvolle Fläche weiter aufzuwerten.
Am Alten Sauweiher ganz in der Nähe der Hagerwiese haben sich die großen Wasserpflanzen und Verlandungsverursacher Rohrkolben und Schilf stark ausgebreitet und einen weiteren
Arbeitseinsatz notwendig gemacht. Zudem sind auf der Freifläche vor dem Tümpel die Kanadische Goldrute und ein Teil des Futter-Beinwells entfernt worden.
Am Kleinen Albertsweiher, einem vorgelagerten Tümpel an dem früheren Anglerweiher in Rentrisch, wurde ebenfalls ein Großteil der Vegetation aus dem Tümpel entfernt. Hier hatte
der SaarForst vor zwei Jahren einen Aushub finanziert, der den Kleinen Albertsweiher langfristig vor der Verlandung bewahren soll. Gerade die kleinen fischfreien Tümpel weisen oftmals ein
größeres Artenspektrum auf und lohnen die Mühe von ein bisschen Pflege.
Bei dem immerwährenden Thema der Erhaltung und Pflege von Gewässern und Wiesen können auch Sie sich gerne engagieren. Nur Mut, melden Sie sich! Wir freuen uns! Demnächst geht`s
unterhalb des Großen Stiefels mit Arbeiten weiter.
(27.07.2017) In diesem Jahr haben wir in dem in Umwandlung begriffenen Gebiet im nordwestlichen St. Ingbert vergeblich nach den Wechselkröten gesucht. Waren die Kröten im letzten Jahr in zwei Teilbereichen noch vorhanden, haben kostenlose abendliche Konzerte gegeben und sich dabei erfolgreich vermehrt, blieben sie in diesem Jahr komplett aus. Keine Sichtfunde, keine Rufer, keine Bewegung im gesamten Drahtwerk-Nord-Areal und demzufolge auch keine Reproduktion in den von der Stadt neu geschaffenen Gewässern!
Die Gründe für den Komplettausfall können nicht nur am trockenen Frühjahr und Frühsommer liegen. Auch wenn die Ersatzgewässer erst Mitte Mai und damit deutlich zu spät fertiggestellt waren und nur zwei der fünf Becken das Wasser in ausreichendem Maß gehalten haben, hätte eine Bewegung von umherstreifenden Wechselkröten stattfinden müssen, die ihre ursprünglich genutzten Gewässer durch Verfüllen und Bautätigkeiten nicht mehr finden konnten. Diese Bewegung hat aber augenscheinlich nicht stattgefunden - oder so früh im Jahresverlauf, dass wir sie nicht mitbekommen haben. Das ist die einzige Hoffnung, die bleibt.
Die wahrscheinlichere Variante, dass die Wechselkröten den Erdarbeiten im hinteren Bereich des DNA in ihren Überwinterungs- und Tagesversteckplätzen zum Opfer fielen, ist dem Landesamt für Umwelt
und Arbeitsschutz (LUA) gemeldet worden, ohne uns bekannte Konsequenzen. Damit ist die -dem Gesetz nach- streng geschützte Amphibienart nicht zum ersten Mal der Verlierer im strukturellen Wandel
eines Bundeslandes, das seine ehemals industriell genutzten Flächen vor allem für Gewerbezwecke erfolgreich vermarktet ohne sich der Verantwortung für den Erhalt seltener und geschützter
Arten im Klaren zu sein. Der Versuch, gemeinsam mit den städtischen Akteuren und der Naturschutzbehörde Artenschutz und Stadtmarketing unter einen Hut zu bekommen, kann im Drahtwerk-Nord-Areal
vorerst als gescheitert betrachtet werden. Autorin: Gabi
Stein, Foto: Barbara Böhme
Autorin und Fotos: Gabi Stein
(29.06.2017) Unmittelbar hinter der St. Ingberter Ortsgrenze in dem Baugebiet „Am Truckenbrunnen“ (Gemarkung Spiesen-Elversberg) konnten wir Anfang Juni 2017 einem nicht ganz unerwarteten Kreuzkröten-Konzert lauschen. Die Freude über das Vorhandensein dieser im Saarland mittlerweile stark im Rückgang begriffenen Amphibienart ist durch die momentanen Bauarbeiten im Gebiet getrübt: seit 2016 wird hier eine langjährige Brachfläche mit hohem naturschutzrelevantem Potential zu einem Neubaugebiet umgewandelt. Von den früher hier bekannten Amphibienarten Kammmolch, Gelbbauchunke und Kreuzkröte hat zumindest die Kreuzkröte die Erdarbeiten der letzten Monate überlebt und jetzt den mutigen Versuch gestartet, im Auge des Sturms zu reproduzieren.
Ob die Gemeinde Spiesen-Elversberg den Spagat zwischen einer Fortsetzung der geplanten Bauarbeiten und der Erfüllung der artenschutzrechtlichen Bestimmungen schafft, wird sich zeigen. Die Kreuzkröte ist eine streng geschützte Tierart. Das Töten von Individuen sowie die Zerstörung der Ruhe- und Fortpflanzungsstätten sind per Gesetz verboten. Das für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zuständige Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz (LUA) wurde von unserer Seite über das Vorkommen der Kreuzkröten informiert, spricht aber weiterhin von einem „potentiellen Vorkommen“, für deren Erhalt es der Gemeinde Spiesen-Elversberg einen naturschutzfachlichen Gutachter empfiehlt. Den halten wir für dringend erforderlich. Auch der NABU-Landesverband sowie die Ortsgruppe Neunkirchen sind informiert, um die weitere Entwicklung zu beobachten.
Autorin und Foto: Gabi Stein
(02.06.2017) Naja, es hat ganz schön lange gedauert, aber Mitte Mai waren sie endlich fertiggestellt: die mit Bentonit-matten ausgeschlagenen Ersatzgewässer für die verloren gegangenen letztjährigen Ablaichgewässer der Wechselkröte auf dem DNA-Gelände in St. Ingbert. Der Maßnahme vorausgegangen waren Gespräche mit der Stadt und der GewerbegeländeEntwicklungsgesellschaft (GGE) unter Einbeziehung des auf Amphibien- und Reptilienschutz spezialisierten Gutachters Hans-Jörg Flottmann. Insgesamt kann man sagen, dass diese Gespräche sehr gut verlaufen sind, obwohl wir es mit einer schwierigen Ausgangssituation zu tun haben: Die Naturschutzgesetze, die eine ökologische Baubegleitung und einen Maßnahmenkatalog bei entsprechenden Artfunden vorschreiben, sind im Vorfeld der Umgestaltung und Vermarktung des DNA-Geländes nicht beachtet worden und somit hatte die GGE mit Hürden in dieser Art nicht gerechnet. Dafür hat sie sich sofort bereit gezeigt, dem Natur- und Artenschutz Genüge zu tun und die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen.
Dennoch verlaufen Artenschutzbemühungen nicht immer reibungslos. Die Firma Uhle, die im Spätsommer 2016 mit Baumaßnahmen im Lebensraum der Wechselkröten begonnen hatte, war laut Aussage des LUA
über die Problematik der vorhanden Wechselkröten-Population informiert, hat aber im März 2017 einen über 2 m hohen Wall im Böschungsbereich des Firmengeländes aufgeschüttet, der mit großer
Wahrscheinlichkeit als Überwinterungs- und Tagesversteckplatz gedient hat. Ob von den Wechselkröten noch etwas übrig geblieben ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Bislang konnten wir
keine Exemplare sehen, was aber vielleicht auch an dem Mangel an Gewässern lag. Dieses Problem ist nun immerhin gelöst: Fünf Becken von circa jeweils 10-15 m² Fläche stehen der streng geschützten
Wechselkröte zukünftig zur Verfügung, die sie - so hoffen wir - auch annehmen wird.
Mittlerweile konnten wir auch einige hundert Meter weiter Wechselkröten entdecken: im Regenauffangbecken der Firma Peter Groß hat sich eine Rufergemeinschaft männlicher Wechselkröten hören lassen. Es ist davon auszugehen, dass es hier schon seit mehreren Jahren zu einer erfolgreichen Reproduktion kommt. Die Firma ist informiert.
Autorin und Foto: Gabi Stein
(02.06.2017) Man kann nur das schützen, was man kennt. Da die Datenlage bei den drei heimischen Eidechsenarten für den St. Ingberter Raum sehr dürftig ist, haben wir im letzten Jahr begonnen, nach dieser besonders schutzbedürftigen Tiergruppe Ausschau zu halten.
Mit dem derzeitigen Ergebnis: ziemlich tote Hose! Keine Mauereidechsen in ganz St. Ingbert, die beispielsweise in Saarbrücken fast im gesamten Stadtgebiet anzutreffen sind! Keine Zauneidechsen, früher eine Art, die auch im innerstädtischen Bereich häufig war! Lediglich einige Vorkommen der Waldeidechsen haben wir bislang gefunden; auch diese Art sah man früher häufiger (s. Foto).
Ob das erschreckende Zwischenergebnis auf mangelhafte Beobachtungen zurückgeht oder doch den tatsächlichen Bestand widergibt, ist noch offen. Über (relativ) aktuelle Meldungen aus der Bevölkerung sind wir in dem Zusammenhang dankbar. Am liebsten mit Foto. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich in Privatgärten isolierte Bestände beispielsweise der Zauneidechse gehalten haben. Und sicherlich sind wir nicht überall zur richtigen Zeit. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
Autorin: Gabi Stein, Foto: Barbara Böhme
(20.03.2017) Hier ein kurzer Zwischen-bericht vom Krötenzaun am Glashütter Weiher: Nachdem in den 3 Wochen seit der Aufstellung des Zauns eine mehr oder weniger gemächliche Anwanderung der Amphibien aus dem Wald Richtung Gewässer stattgefunden hatte (insgesamt gut 1000 Erdkröten wurden gezählt, einige Berg-, Faden- und Teichmolche, sowie Grasfrösche), hat uns die Erdkröte in dieser Woche „so richtig auf unsere Fitness getestet“ (Zitat Helmut Graf, der an einem Abend alleine war und 592 Erdkröten gesammelt hat.
Allein zwischen 13. und 18. März sind über 4000 Erdkröten aus den Eimern am Krötenzaun, auf den Parkplätzen und der Straße abgefangen und in den Weiher gesetzt worden. Die Entwicklung dürfte sich
in den nächsten Tagen noch fortsetzen, da durch den einsetzenden Regen optimale Bedingungen für die Amphibien vorherrschen. Auch die Rückwanderung hat schon begonnen, was die Situation etwas
unübersichtlich macht.
Eine Bitte an alle Autofahrer, die nach Einbruch der Dunkelheit die Straße zum Restaurant am Glashütter Weiher passieren: da der Zaun nur in einem Teilbereich gestellt werden kann, befinden sich zwischen Anfang und Ende März immer zahlreiche Erdkröten auf der Straße. Die Erdkröten bleiben bei Gefahr einfach stehen.
Bitte fahren Sie maximal Schritttempo und achten Sie darauf, keine Amphibien zu überfahren.
Autorin und Fotos: Gabi Stein
Fotos: oben links: Grasfroschkaulquappe mit schon entwickelten Hinterbeinen, oben rechts: Auch die noch nicht geschlechtsreifen Erdkröten wandern schon mal probeweise zum Laichgewässer; unten links: rufendes Wechselkrötenmännchen; unten rechts: das Ergebnis seiner Bemühungen
(August 2016) Aufgrund von, zumindest aus Sicht der Amphibien, günstigen Wetterverhältnissen war das Jahr 2016 für alle Amphibienarten ein insgesamt sehr zufriedenstellendes Jahr in St. Ingbert. Neben Erdkröten, Gras- und Teichfröschen konnten wir Berg-, Faden- und Teichmolche, sowie den Feuersalamander und die Wechselkröte nachweisen. Der Großteil der Gewässer ist stabil gewesen und dank einiger Pflegemaßnahmen im Vorfeld und der Krötenzaunbetreuung am Glashütter Weiher haben sich Frösche, Molche und Kröten gut entwickeln können.
Rein zahlenmäßig ist die Umgebung am Glashütterweiher mit knapp 8000 am Krötenzaun gezählten Amphibien der Kernbereich im vom NABU St. Ingbert betreuten Gebiet. Hier kommen Erdkröten und Grasfrösche in großen Populationszahlen, sowie Molche vor. Die Krötenzaunbetreuung, die sich in diesem Jahr über knapp 7 Wochen hinzog, ist nur durch den engagierten Einsatz von vielen Helfern möglich gewesen.
Ein qualitativ hochwertiger Bereich ist das Gebiet am Großen Stiefel, wo der Saarforst im ausgehenden Winter einige Stützungsmaßnahmen zum Erhalt von Kleingewässern durchgeführt hat. Hier kommen 5 Amphibienarten vor, deren Larven ab Ende Juni die Gewässer verlassen haben.
Auch zwei kleine Wechselkrötenpopulationen haben wir in einem St.Ingberter Industriegebiet gefunden. Die Kaulquappen konnten sich zum Großteil fertigentwickeln, Jungtiere sind Ende Juni/Anfang Juli aus den Lachen abgewandert. Die Wechselkröte ist eine streng geschützte Art, die gerne temporäre Flachgewässer auf von Menschen genutzten Flächen besiedelt und dadurch der ständigen Gefahr von Eingriffen, etwa durch Bebauungsmaßnahmen, ausgesetzt ist.
Noch eine Bitte an alle Amphibienfreunde: Bitte belassen Sie Frosch- oder Krötenlaich, alle Kaulquappen und ausgewachsenen Amphibien an dem Platz, an dem Sie sie beobachten! Eine Umsiedlung ist selten erfolgreich und von vielen Bedingungen abhängig, die oft nicht richtig einzuschätzen sind. Vor allem die Erdkröte ist eine sehr standorttreue Art, die eine Umsiedlung in der Regel nicht akzeptiert!
Wenn Sie konkrete Fragen zum Thema haben, wenden Sie sich gerne an Barbara Böhme, Tel. 06894/5908008 oder barbara-boehme(a)t-online.de oder an gabi_stein(a)yahoo.com.
Wer Lust hat auf sinnvolle sportliche Betätigungen im Bereich Biotoppflege an Gewässern, kann sich ebenfalls gerne melden. Einige Pflegemaßnahmen an Gewässern, in den Amphibien vorkommen, stehen für die Monate September-November an.
Autorin und Fotos: Gabi Stein
(Januar 2016) Nachdem die Temperaturen in der 2. Januarhälfte recht mild waren und ein freundlicher Regen die Gewässer gut aufgefüllt hat, war das Anlass, nach ersten Amphibienwanderbewegungen zu schauen.
Ergebnis: Grasfrosch, Erdkröte, Berg- und Fadenmolche lassen sich noch etwas Zeit, was für die Jahreszeit voll im Zeitplan ist. Die Feuersalamander allerdings sind unterwegs und haben auch schon
in einigen Gewässern im St.Ingberter Gebiet ihre Larven abgesetzt.
Zwar nicht ganz abwegig, dass im Winter Larven abgesetzt werden, aber in der Häufigkeit doch eindeutig den optimalen Bedingungen (Regen und milde Temperaturen) geschuldet.
Fotos:
links: Feuersalamander beim Absetzen einer Larve in der Nähe des Großen Stiefels
rechts: Feuersalamanderlarve, gut zu erkennen an dem gelben Punkt am Beinansatz
Autor: Franz-Josef Weicherding
Der aus Osteuropa und Asien eingeschleppte Seefrosch (Rana ridibunda) ist eine nachgewiesene Bedrohung für die einheimischen Wasserfrosch-Sippen anderer Teile Europas. Unter https://www.ufz.de/index.php?de=35692 wird der Konkurrenzdruck vom Seefrosch auf andere Arten recht exakt beschreiben.
Wegen seiner größeren Körpermasse ist er jedoch nicht nur für diese ein ernst zu nehmender Fressfeind. Er bedroht offenbar auch die Bestände anderer Amphibien-Arten. Ein Forschungsprojekt der
Universität Basel zeigte auf, dass in der Schweiz sogar die Gelbbauchunken und Geburtshelferkröten stark unter der Zunahme der Seefrösche und seiner Hybriden mit dem Kleinen Wasserfrosch (Rana
esculenta = Teichfrosch-Klepton) leiden. Eine Kurzfassung der Projektbeschreibung ist zu finden unter https://www.vbio.de/informationen/alle_news/e17162?news_id=21690.
Vom Seefrosch sind im Saarland mehrere Vorkommen bekannt, vom Kleinen Wasserfrosch (Rana lessonae) nur ein einziges. Gemäß der aus den ICUN-Daten erstellten Verbreitungskarte bei Wikipedia, liegt
unser Bundesland deutlich innerhalb des Areals des Kleinen Wasserfrosches. Leider sind jedoch keine Aufzeichnungen bekannt, aus denen sich die ehemalige Verbreitung des Kleinen Wasserfrosches für
das Saarland rekonstruieren ließe. Sofern es noch weitere Vorkommen gab, sind in deren Lebensräume sicher Seefrösche eingewandert. Diese haben sich mit den Kleinen Wasserfröschen gekreuzt und
heute kommen dort nur noch die Hybriden aus beiden Arten vor.
Weitere Informationen über den Wasserfroschkomplex sind zu finden unter http://www.amphibienschutz.de/amphib/wafr.htm und etwas detaillierter unter
http://www.dihu.ch/chtiere/amphibien/d_ranaesculenta.html.
Mit der gleichen Thematik, aber auch ein wenig mit fragwürdigen Essgewohnheiten unserer westlichen, frankophonen Nachbarn, befasst sich ein weiterer Artikel. Diesem ist u. a. zu entnehmen, dass
der Seefrosch seit den 1970er Jahren in Frankreich eingeführt wurde http://www.sueddeutsche.de/leben/vom-aussterben-einer-delikatesse-der-frosch-lacht-nicht-mehr-1.283510
Das Wort Amphibium (griechisch) bedeutet „doppellebig“ (C. Hage, wissen.de). und bezieht sich auf den wiederkehrenden Wechsel der Lebensräume der Tiere im und außerhalb des Wassers Die meisten der deutsch als Lurche bezeichneten Arten suchen nur zur Paarung und Eiablage das Wasser auf; verbringen jedoch den größten Teil des Jahres außerhalb von Gewässern. Ihre Aufenthaltsorte gliedern sich dabei mit dem Winterlebensraum, dem Laichgewässer und dem Sommerlebensraum in drei jahreszeitlich unterschiedliche und auch artspezifische Teillebensräume auf. Da ihre dünne, feuchtebedürftige Haut niemals trocken werden darf, sind fast alle Lurcharten, auch außerhalb der Paarungs- und Laichzeit auf feuchtes Milieu angewiesen. Die Wechselkröte ist eine der wenigen Sippen, die als Lebensräume trocken-warme oder trocken-heiße Biotope benötigt.
Amphibien sind wechselwarme (poikilotherme) Tiere die ihre Körpertemperatur nicht durch Stoffwechselaktivitäten regulieren können. Sie beeinflussen diese nur durch ihr Verhalten, hier durch die Wahl des Aufenthaltsortes. Ihre Körperwärme entspricht stets in etwa der Temperatur der aufgesuchten Umgebung. Die meisten der heimischen Lurche überleben im Winterquartier bestenfalls Temperaturen sehr nahe der Nullgradgrenze.
Die in Deutschland indigenen 21 Amphibienarten werden nach ihrem Körperbau in Schwanzlurche (Salamander, Molche) und schwanzlose Lurche (Frösche, Kröten und Unken) unterschieden.
Die Erdkröte (Bufo bufo) ist über fast ganz Europa verbreitet und fehlt hier nur in Irland, Island und Nordskandinavien. Im Osten erstreckt sich das geschlossene Areal tief nach Asien bis zum Baikalsee. Hinzu kommt ein Teilareal in Marokko und in den nördlichen Teilen, Algeriens und Tunesiens. Die Höhenverbreitung reicht dabei vom Meeresniveau bis auf 2300 m ü. NN in den Alpen (Günther 1996). Die Art ist in Mitteleuropa indigen. In diesem Raum entwickelte sich in den Jahrtausenden nach dem Ende der letzten Kaltzeit (vor ca. 11.000 Jahren), ein fast lückenloser Bewuchs mit Waldgebieten. So kann rückgeschlossen werden, dass lichte Wälder auch die ursprünglichen Lebensräume der Erdkröten waren. Die Tiere ernähren sich von Ameisen, Spinnen, Würmern, Schnecken, Käfern und anderen Insekten Diese fangen sie mit ihrer hervorschnellenden, klebrigen Zunge und verschlingen sie in einem Stück. In freier Natur werden Erdkröten vermutlich 10–12 Jahre alt, bei Exemplaren in Gefangenschaft wurden bedeutend längere Lebensspannen nachgewiesen.
Den Jahresbeginn verbringen die Erdkröten in ihren Winterquartieren. Diese hatten sie im Spätherbst aufgesucht, sie liegen oft auch in unmittelbarer Nähe der Sommerlebensräume. Die Tiere graben sich entweder bis zu einem halben Meter tief in der Erde ein oder sie suchen sich frostgeschützte Verstecke, z. B. dichte Laubstreu, von Kleinsäugern angelegte Gänge, bereits vorhandene Erdlöcher, Höhlen oder Felsspalten. Weitere zum Überwintern geeignete Verstecke sind Röhren der Kanalisation, feuchte Keller, Schächte, Stollen, Tunnel, Bunker, Mauerfugen und Hohlräume in weiteren Bauwerken verschiedenster Nutzung und deren Überbleibsel.
Erdkröten verfallen in der kalten Jahreszeit in eine Kältestarre; im Winterquartier setzt diese schon bei Temperaturen unter zehn Grad Celsius schrittweise ein. Sobald eine kritische Temperatur erreicht ist, werden die Tiere unbeweglich. Um in dieser Zeit Energie zu sparen, werden alle Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert. Über die feinporige Haut decken sie Ihren nun geringen Sauerstoffbedarf da selbst die normale Atmung eingestellt wird. Die nun erstarrten Tiere können in diesem Zustand keine Nahrung mehr aufnehmen, sie müssen sich schon im Herbst ausreichende Reserven aufbauen.
Die Kältestarre (auch als Winterstarre bezeichnet) unterscheidet sich von der Winterruhe und dem Winterschlaf von Säugetieren. Während z. B. Frösche im Winter die Augen geöffnet haben, schließen die Winterschlaf haltenden Säugetiere ihre Augen vollständig. Winterschläfer und Winterruher können ihre Temperatur aktiv erhöhen wenn der Erfrierungstod droht. Dies ist Amphibien in der Kältestarre nicht möglich, weshalb in besonders eisigen Wintern viele Frösche sterben.
Wohl frühestens Ende Februar setzt die neue Aktivitätsphase der Erdkröten ein. Der genaue Zeitpunkt ist temperaturabhängig. Damit die Tiere im Frühjahr aus ihrer Kältestarre erwachen, muss in mindestens einem halben Meter Bodentiefe wenigstens 4–5°C erreicht werden. Sie verlassen nun ihre Winterquartiere und wandern bei zusagenden Temperaturen zu ihren Laichgewässern. Optimale Wanderbedingungen für die Erdkröten herrschen bei über 70% Luftfeuchtigkeit mit Lufttemperaturen über 7°C. Da Erdkröten überwiegend nachts aktiv sind, finden die Wanderungen in der Regel in der Dunkelheit zwischen 19.00 Uhr und 2.00 Uhr statt. Erste, wenige Tiere wandern schon bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. In Phasen wieder einsetzender Fröste graben sie sich an Ort und Stelle ein.
Zu den Abläufen im Laichgewässer schreibt Robert Frösch (2011, homepage.hispeed.ch):
„Sobald die Erdkröten einzeln oder paarweise den Laichplatz erreicht haben, tauchen sie an der Stelle, an der sie geboren wurden unter Wasser, auch wenn sie dazu den ganzen Weiher durchschwimmen müssen. Hier beginnt dann die sogenannte Vorlaichzeit, die Tiere tauchen auf den Grund des Teiches und erscheinen mindestens tagsüber nicht mehr an dessen Oberfläche, in der Nacht kann das hie und da vorkommen. Unter Wasser bleiben können sie, weil sie sich kaum bewegen und das Wasser und damit ihre Körpertemperatur tief sind. Deshalb genügt die Atmung mittels Haut und Schleimhäute. Sie entnehmen also den Sauerstoff direkt aus dem Wasser. Die Vorlaichzeit dauert meist länger als drei Tage und dient zur Umstellung von der Wander- zur Laichstimmung…… Plötzlich tauchen die ersten Tiere auf, für sie hat die Laichzeit begonnen, die restlichen ruhen indes immer noch oder sind noch auf der Wanderung zum Weiher. Die aufgetauchten Tiere unterscheiden sich nun stark von den Erdkröten, wie wir sie normalerweise kennen. Erstens sind sie wie bereits erwähnt auch tagsüber tätig, dann zeigen sie fast keine Scheu, sind äußerst neugierig und lebhaft.…. Im Allgemeinen dauert die Vorlaichzeit (der Population) im Bärenmoosweiher (Zofingen im Aargau) 4-6 Tage, die Laichzeit rund 10 Tage, beides kann aber durch niedere Temperaturen beträchtlich in die Länge gezogen werden…. Die eigentliche Laichzeit dauert für die verschiedenen Tiere verschieden lang, vor allem dauert sie den Männchen erheblich länger. Diese bleiben, nachdem ihre Weibchen abgelaicht haben noch einige Tage im Teich zurück. Oft kommen sie auch vor den Weibchen im Weiher an, was vor allem für die jüngeren zu gelten scheint. So kann man immer noch Männchen im Weiher finden wenn schon alle Weibchen denselben verlassen haben.“
Im Krötenleben beginnt nun der oft hinterfragte „Rest des Jahres“. Nach der Laichphase verlassen die erwachsenen Tiere sukzessive das Gewässer und kehren zurück in Richtung ihrer Sommerquartiere. In der Regel ist es nun schon etwas wärmer und der Rückmarsch geht schneller von statten als der Hinweg. Je nach Temperatur, bei weniger als 8–10°C, graben sie sich am Zielort der Rückwanderung zuerst wieder ein und warten den Temperaturanstieg ab. Ist es bereits ausreichend warm, suchen sie nur Verstecke auf. Die Neugeborenen wandern meist erst im Sommer von ihren Geburtsort ab. Je nach Temperaturverlauf verließen sie als Schlüpflinge 6–14 Tage nach dem Ablaichen die Eihüllen, ihre weitere Metamorphose dauerte 2–4 Monate (Günther 1996).
Auch im Sommerhalbjahr sind die Tiere in der Regel meist nachts aktiv. Sie meiden die Wärme und Trockenheit der Tagesstunden um ihre Haut vor Austrocknung zu schützen. Wenn im Frühjahr die Nachttemperaturen regelmäßig 8–10°C überschreiten, kommen sie aus ihren Verstecken und gehen in feuchten oder nassen Nächten auf Nahrungssuche. In sehr trockenen Phasen verlassen sie auch nachts ihre Verstecke nicht. Seltener sind sie bei Nässe auch im Tageslicht auf der Suche nach Essbarem zu beobachten. Wälder sind auch in der jetzigen Zeit die bevorzugten Sommerlebensräume der Erdkröten. In unserer inzwischen so nachhaltig vom Menschen verformten Umwelt, sind jedoch weitere Lebensraumtypen als sommerliche Nahrungssuche- und Ruheräume hinzu gekommen wie z. B. Äcker, das Grünland und seine Feldgehölze, Steinbrüche, Sandgruben und die mit Wohn- und Arbeitsstätten bebauten Bereiche mit Gärten, Parks, Friedhöfen, Fabriken und deren aller aufgegebenen Überreste. Gewässer werden dabei nur selten und eher zufällig aufgesucht. Das Ende der jährlichen Aktivitätsphase wird im Herbst mit dem Suchen und Beziehen der Winterquartiere verbracht.
Eine offenbar hohe Anpassungsfähigkeit an eine veränderte Umwelt, in der die Natur- zu einer Kulturlandschaft geworden ist, hat der Erdkröte das Überleben ermöglicht. Selbst in Räumen mit hoher Bevölkerungsdichte wie dem Saarland, kommt sie, sicher auch als Resultat von Schutzmaßnahmen wie den Krötenzäunen, noch in hohen Stückzahlen vor.
Literatur und Quellen:
Günther, R. (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. – 824 S., Jena.
Frösch, R. (2011): Aus dem Leben der Erdkröte. Die Laichzeit. – Frösch's Homepage, homepage.hispeed.ch/robert.froesch/bufo.htm (Zugriff: 08.04.2015).
Hage, C. (2014-2015) Was machen Amphibien im Winter? – www.wissen.de (Zugriff: 08.04.2015).
St. Ingbert, Mai 2015
Die NABU-Aktiven haben in diesem Jahr vom 24. März bis 6. April insgesamt eine Menge Erdkröten, Molche und Frösche sicher über die Straße getragen.
Hier die Zahlen:
7956 Erdkröten (7138 männliche, 818 weibliche),
29 Teich- bzw- Fadenmolche
9 Bergmolche und
8 Grasfrösche
Danke an alle, die mitgeholfen haben.