Sommerflora und Schmetterlinge im Rohrbachtal

Exkursion mit Josef Weicherding.

 

Das Naturschutzgebiet „Im Glashüttental-Rohrbachtal“ wurde am 5. November 1990 ausgewiesen. Schutzzwecke sind gemäß der Ausweisung die Erhaltung, Förderung und Entwicklung eines naturnahen, reich strukturierten Auenabschnittes des Rohrbaches und des Kleberbaches mit den angrenzenden Talhängen. Der zentrale Teil der Schutzgebietsfläche, insbesondere direkt an der Bachaue, erstreckt sich über etwas basenreichere, holozänische Auenlehme, der Rest zeigt basenarme Silikatböden der Mittleren Buntsandsteinformation.

Bis in die 1960er Jahre wurden dort die Wiesen noch extensiv und regelmäßig zur Mahd genutzt. Heute ist die Wiesennutzung nördlich des Rohrbaches aufgegeben; lediglich die wechselfeuchte Wiese südlich des Wombacherweihers (Flurstück „Im Allmend“) wird einmal im Jahr im Auftrag der Naturschutzbehörde gemäht. Aktuell unterliegen die trockeneren Teile des Schutzgebietes einer starken Freizeitnutzung durch Spaziergänger, Fahrradfahrer und Hundehalter. Die wechselfeuchten Wiesenstücke erbringen trotz der einschürigen Mahd eine dichte Bedeckung mit hoch- und mittelhochwüchsigen Gräsern. Die blütenreiche Blumenwiese, die ehemals die vorherrschende Wiesenform war, ist nur noch in Resten vorhanden. Einzig der aus Naturschutzsicht in höchstem Maße unerwünschten, stark invasiven Kanadische Goldrute, gelingt es, sich in der dichten Grasdecke ständig weiter auszubreiten. Auch ein anderer Einwanderer aus Nordamerika ist im Schutzgebiet sehr problematisch. Die Späte Traubenkirsche, eine bis 20 Meter hoch wachsende Baumart, tritt in enormen Mengen in den Buntsandsteingebieten auf und verdrängt großflächig die einheimische Vegetation. Die reichlich produzierten Beeren werden von Vögeln weit verbreitet. Der NABU St. Ingbert hat im vergangenen Winter eine erfolgreiche Bekämpfungsaktion in einer Teilfläche des Schutzgebietes durchgeführt.
 
Am 26. Juni 2010 führte eine gut besuchte Exkursion des NABU St. Ingbert unter fachkundiger Führung von Josef Weicherding mit dem Thema „Kennenlernen der Sommerflora und der Schmetterlinge“ in das zwischen St. Ingbert und Rohrbach gelegene Naturschutzgebiet (kurz: NSG).

Einige charakteristische Blütenpflanzenarten der Magerwiesen konnten noch gefunden werden. Die westeuropäisch verbreitete Rapunzel-Glockenblume und die (Gewöhnliche) Rundblättrige Glockenblume sind hier noch recht verbreitet. Ebenfalls blaublütig sind die im NSG zerstreut vorkommende Wiesen-Witwenblume und die weit seltenere Wiesen-Skabiose (Wiesen-Tauben-Skabiose), die jedoch mit einem 30 qm großen zusammenhängenden, aspektbildenden Bestand zu finden war. Unter den „Gelben“ war der Gehörnte Klee (Gewöhnlicher Hornklee) insbesondere in niedrigwüchsigeren Partien entlang der Wegränder häufiger; das wegen seiner Giftstoffe in Verruf geratene Jakobs-Greiskraut stand in voller Blüte. Aus der Gruppe der Johanniskräuter ist einzig das Stumpfblättrige Gefleckte Johanniskraut noch verbreiteter. Beim Gewöhnlichen Gewöhnliches Ferkelkraut wurde der Grund für den Namen hinterfragt. Er rührt daher dass die verdickte Wurzel zum menschlichen Verzehr nicht geeignet, aber noch gut genug als Schweinefutter ist. Lila- und rötlichfarbene Blüten bringen etliche Arten hervor. Die Vorkommen der Zaun-Wicke sind ebenfalls schon zurückgegangen; die konkurrenzstarken Acker-Kratzdisteln und Großen Sauerampfer kommen noch zerstreut vor. Die ansonsten für die saarländischen Wiesen so charakteristischen Wiesen-Flockenblumen und der Rotklee (Wiesen-Klee) werden stellenweise stark von Gräsern und den Kanadischen Goldruten bedrängt. Vom Bach-Nelkenwurz, einem Relikt der ehemaligen Moorwiesen, gibt es noch eine 0,5 Quadratmeter große Stelle.
 
Weiße Blüten sind partiell noch reichlich vorhanden. Das (Großblütiges) Wiesen-Labkraut ist in der Lage, zur Blütezeit mehrere Quadratmeter große Stellen zu dominieren; die Gemeine (Gewöhnliche Wiesen-)Schafgarbe kommt fast überall vor. Wiesen-Bärenklau, Wilde Möhre und die (Echte) Zaunwinde kommen, wenn auch vereinzelt, noch in größeren Flächenanteilen vor. Seltener sind der Weiß-Klee, der Gemeine (Gewöhnliche) Beifuß, und die Acker-Winde.
Die Grasdecke setzt sich hauptsächlich aus Glatthafer, Wolligem Honiggras, Wiesen-Flaumhafer (Flaumigem Wiesenhafer), (Gewöhnlichem) Ruchgras, Wiesen-Goldhafer, Rotschwingel (Gewöhnlichem Rot-Schwingel), Wiesen-Fuchsschwanz(gras), Wiesen-Knäuelgras, Wiesen-Lieschgras und Rohr-Schwingel zusammen.

2010 erwies sich bisher als eines der Jahre mit einem eher dürftigen Tagfalteraufkommen und auch während der Exkursion konnten nur sporadisch Schmetterlinge beobachtet werden. (Eine Liste sämtlicher auf der Wanderung gesehenen Falter findet sich weiter unten.) Einige davon wurden mit einem Schmetterlingsnetz gefangen und konnten dann bis zu ihrer Freilassung näher betrachtet werden. Häufigste Arten waren das Große Ochsenauge, der Kleine Kohlweißling und der Schachbrettfalter. Hauhechel-Bläulinge flogen recht zahlreich sowie einige Exemplare des 2007 nach 30-jähriger Abwesenheit wieder im Saarland aufgetauchten Kurzschwänzigem Bläuling. Ein etwas seltenerer Tagfalter, der Mädesüß-Perlmuttfalter ist jedes Jahr hier zu sehen. Wander-Gelbling und Distelfalter sind zwei alljährliche Sommereinwanderer aus Südeuropa. Braunkolbiger und Schwarzkolbiger Braundickkopffalter sind nur nach Betrachtung ihrer Fühler zu unterscheiden, der Große Braundickkopffalter trägt markante Flecken auf der Flügelunterseite. Waldbrettspiel, Dunkler Waldvogel, Grünader-Weißling und Zitronenfalter-Männchen flogen entlang der Waldränder, den pfeilschnellen Schwalbenschwanz mit dem Netz einzufangen gelang nicht. Einige ansonsten häufige Arten wie Tagpfauenauge, Admiral, Kleiner Feuerfalter und Gewöhnliches Wiesenvögelchen waren im Juni in den Rohrbachwiesen sogar ausgesprochen selten.

 

Liste der im Text erwähnten SAMENPFLANZEN:
(Ausführliche Beschreibung aller Arten und deren Verbreitung unter www.floraweb.de
Suchtipp: Markieren und Kopieren des botanischen Pflanzennamens, in das Suchfenster von "Floraweb" einfügen und Suche starten.)

 

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name
Acker-Kratzdistel Cirsium arvense
Acker-Winde Convolvulus arvensis
Bach-Nelkenwurz Geum rivale
Gehörnter Klee (Gewöhnlicher Hornklee) Lotus corniculatus
Gemeiner (Gewöhnlicher) Beifuß Artemisia vulgaris
Gemeine (Gewöhnliche Wiesen-)Schafgarbe Achillea millefolium
Gewöhnliches Ferkelkraut Hypochaeris radicata
Glatthafer Arrhenatherum elatius
Großer Sauerampfer Rumex acetosa
Jakobs-Greiskraut Senecio jacobaea
Kanadische Goldrute Solidago canadensis
Rapunzel-Glockenblume Campanula rapunculus
Rohr-Schwingel Festuca arundinacea
Rotklee (Wiesen-Klee) Trifolium pratense
Rotschwingel (Gewöhnlicher Rot-Schwingel) Festuca rubra
(Gewöhnliches) Ruchgras Anthoxanthum odoratum
(Gewöhnliche) Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia
Späte Traubenkirsche Prunus serotina
Stumpfblättriges Geflecktes Johanniskraut Hypericum maculatum ssp. obtusiusculum
Weiß-Klee Trifolium repens
Wiesen-Bärenklau Heracleum sphondylium
Wiesen-Flaumhafer (Flaumiger Wiesenhafer) Helictotrichon pubescens
Wiesen-Flockenblume Centaurea jacea
Wiesen-Fuchsschwanz(gras) Alopecurus pratensis
Wiesen-Goldhafer Trisetum flavescens
Wiesen-Knäuelgras Dactylis glomerata
Wiesen-Labkraut (Großblütiges Wiesen-Labkraut) Galium album
Wiesen-Lieschgras Phleum pratense
Wiesen-Skabiose (Wiesen-Tauben-Skabiose) Scabiosa columbaria ssp. pratensis
Wiesen-Witwenblume Knautia arvensis
Wilde Möhre Daucus carota
Wolliges Honiggras Holcus lanatus
Zaun-Wicke Vicia sepium
(Echte) Zaunwinde Calystegia sepium

 

Liste der im Text erwähnten TAGFALTER (Hier geht es zu den Fotos.)

 

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name
Admiral Vanessa atalanta
Braunkolbiger Braundickkopffalter Thymelicus sylvestris
Distelfalter Vanessa cardui
Dunkelbrauner Bläuling Aricia agestis
Dunkler Waldvogel Aphantopus hyperanthus
Gewöhnlicher Bläuling Polyommatus icarus
Gewöhnliches Wiesenvögelchen Coenonympha pamphilus
Großer Braundickkopffalter Ochlodes sylvanus
Großes Ochsenauge Maniola jurtina
Grünader-Weißling Pieris napi
Kleiner Feuerfalter Lycaena phlaeas
Kleiner Kohlweißling Pieris rapae
Kurzschwänziger Bläuling Cupido argiades
Mädesüß-Perlmuttfalter Brenthis ino
Schachbrett Melanargia galathea
Schwalbenschwanz Papilio machaon
Schwarzkolbiger Braundickkopffalter Thymelicus lineola

 

 St. Ingbert, Juli 2011

Naturschutzjugend in St. Ingbert

Biodiversitäts-kampagne

 

 

 

 

 

 

 

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