Aktionen zum Schutz der Turmfalken

Verantwortlich: Gabi Stein

Zimmer mit Aussicht

Erfolgreiche Turmfalkenbrut im Blumenkasten


(26.06.2017) Für ein unmittelbares Naturerlebnis sorgte in den letzten Wochen eine Turmfalkenfamilie im St. Ingberter Stadtgebiet. In einer aufwendigen Aktion hatten der NABU St. Ingbert unter Federführung von Gabi Stein zusammen mit den Pfalzwerken im Januar 2017 an einem Strommasten eine spezielle Nisthilfe für Turmfalken angebracht, nachdem diese 2016 in einem wackligen Krähennest gebrütet hatten und zwei Jungvögel aus dem Nest gefallen waren (s. Bericht weiter unten).

Doch die Turmfalken verschmähten die vor Wind und Wetter schützende Nisthilfe am Strommasten zugunsten des Balkonkastens (!!) von Melanie Barth, der alles andere als wettergeschützt ist, dafür aber pures Naturerleben und die beste Aussicht auf die Umgebung bot. Bis Anfang Mai legten die abenteuerlustigen Turmfalkeneltern insgesamt 6 Eier in den Blumenkasten. Ende Mai/Anfang Juni schlüpften vier Jungvögel, die nacheinander flügge wurden. Nun wurde fleißig beobachtet, wie die Jungvögel von ihren Eltern mit Mäusen und anderen erbeuteten Tieren gefüttert wurden, Flugübungen machten und schließlich bis zum nahe gelegenen Kirschbaum fliegen konnten. Melanie Barth versorgte derweil die durstigen Jungvögel mit Frischwasser, das diese in der sengenden Hitze dankbar annahmen.

Bei einem schweren Gewitter mit heftigem Starkregen bangten Nachbarn und Hausbewohner gleichermaßen um das Wohl der Vögel, aber alles ging gut. Heute war es dann so weit: nachdem das verbliebene Nesthäkchen tagelang Flugübungen gemacht hatte und von seinen Geschwistern, die regelmäßig zu Besuch kamen, zum Fliegen ermuntert wurde, flog es schließlich aus dem Kasten. 

                                                                              Text und Foto oben: Barbara Böhme

Die folgende Fotostrecke wurde von Melanie Barth zur Verfügung gestellt.

Zwei neue Turmfalkenkästen

(02.06.2017) Im April 2017 – sehr spontan und eigentlich zu spät für die laufende Brutsaison – fand der Einbau von zwei neuen Nisthilfen für Turmfalken in St. Ingbert statt.
Im Fidelishaus, einem schönen barocken ehemaligen Kloster in der Karl-August-Woll-Straße, wurde dank des Engagements des Hausmeisters und der Geschäftsführung ein Schwegler-Kasten aufgehängt. Turmfalken waren dort immer wieder gesichtet worden, ein vermeintlicher Brutplatz aber nicht auszumachen. Da der Kasten rund 2 Wochen nach der Aufhängung wie es scheint in diesem Jahr nicht angenommen wird, vermuten wir, dass der Falke die Brut in einem unerkannten Baumnest in der Nähe begonnen hat. Hoffen wir – auch für die Bewohner im Fidelishaus –, dass  der Kasten im nächsten Jahr angenommen wird.

Ein wenig komplizierter war die Situation kurz vor Ostern an der St. Konrad-Kirche in Rohrbach: Hier stritten sich ein Dohlen- und ein Turmfalkenpärchen um den Nistkasten. Die Dohlen hatten vermutlich den Platz schon besetzt, bevor die Turmfalken aus dem Winterquartier kamen und den Eingang zum Nistplatz belagerten. Keine befriedigende Situation für beide. Ein neuer Kasten wurde dann am 19.04.17 eingebaut. Ende April zeigte sich, dass es für die Dohlen zu spät war: sie haben die Brut abgebrochen. Der Turmfalke hat sich durchgesetzt und den alten Platz erobert.

(Januar 2017) Insgesamt wurden 2016 mehrere neue Nistmöglichkeiten geschaffen:

In der Christuskirche in Dudweiler wurde der bei Bau- arbeiten entfernte alte Kasten im April durch einen neuen ersetzt - leider zu spät für das Turm- falkenpärchen, das den neuen Kasten nicht genutzt hat. Ein Kasten ging an die Zentraldeponie Velsen, wo der Turmfalke seit Jahren im mittlerweile maroden Wanderfalkenkasten brütet. Ein weiterer Kasten konnte im September in der Kirche St. Maria (SB-Rußhütte) eingebaut werden. Dort brütet ein Turmfalkenpärchen seit mehreren Jahren in einer kleinen Mauernische über dem Haupteingang. In Heusweiler wurde ein neuer Kasten an einem älteren Bauernhaus angebracht.

Im Oktober wurde in St. Ingbert in der St. Konrad-Kirche ein neuer Brutplatz geschaffen. Dort hatte ein Turmfalkenpärchen vermutlich in einem Baumnest neben der Kirche gebrütet. Ein toter Jungvogel gibt zumindest den Beleg für eine Bruttätigkeit.

Foto: Nistkastenaufhängung in St. Konrad (Gabi Stein)

Zuletzt hat jetzt im Januar 2017 mithilfe der Pfalzwerke Netz AG der Einbau eines Kastens in einem Leitungsmast stattgefunden. Hier hatte 2016 ein Turmfalkenpärchen in einem verlassenen Krähennest gebrütet. 2 noch nicht flügge Jungvögel  waren aus dem Nest gefallen und wurden von Anwohnern in die Wildvogelstation Püttlingen gebracht und dort gefüttert. Später sind die Jungvögel in einem Turmfalkenkasten in Saarbrücken Fechingen von Axel Hagedorn (NABU Fechingen-Kleinblittersdorf) und echten Turmfalkeneltern versorgt worden und ausgeflogen.
Außer diesem letzten Kasten im Leitungsmast waren alle Kästen selbst gebaut und mit einer Einstreu versehen, damit die Eier nicht auf der glatten Unterlage wegrollen.

Ein weiterer Aspekt im Turmfalkenschutz sind neben dem Instandhalten der bereits vorhandenen Kästen das Informieren und Beraten der Gebäudebesitzer, an deren Haus sich der Turmfalke angesiedelt hat.
Wer Lust und Interesse an der Turmfalken-Mitarbeit hat oder einen Turmfalken bei sich ansiedeln möchte, kann sich in Verbindung setzen mit Gabi Stein (NABU St. Ingbert), gabi_stein@yahoo.com, Telefon 0681 96021405

Foto: Die Mitarbeiter der Pfalzwerke Netz AG beim Anbringen des neuen Turmfalkenkastens am Strommast (Barbara Böhme)

Das Turmfalkenjahr 2016

Autorin: Gabi Stein

Im Jahr 2016 wurden die Bemühungen um den Turmfalken in St. Ingbert , Teilen von Saarbrücken und im Regionalverband Saarbrücken weiter geführt. Insgesamt war es ein sehr schlechtes Brutjahr für den Turmfalken: von 19 uns bekannten Brutpaaren (14 in SB, 4 in IGB und 1 überregional) haben lediglich 8 Paare die Brut erfolgreich abgeschlossen, die anderen Paare haben entweder nicht mit der Brut begonnen oder sie abgebrochen. Das entspricht ungefähr den Ergebnissen bei den Singvögeln, das kalte und nasse Frühjahr hat sich allgemein schlecht auf den Bruterfolg ausgewirkt. Foto: Turmfalkenweibchen (Barbara Böhme)

Für St. Ingbert lässt sich festhalten, dass die früher bekannten und zum Großteil vom NABU eingerichteten Nistplätze in den Kirchen weder für die Zielarten Schleiereule noch für den Turmfalken funktionieren. Ein Großteil der Nistkästen ist von Dohlen besetzt: 6 Dohlenpaare haben hier 2016 ihre Jungen großziehen können. Der Turmfalke ist durch den frühen Brutbeginn der Dohlen zum Ausweichen gezwungen, die 4 uns bekannten Turmfalkenpärchen haben in einem Baumnest, einem Leitungsmast und 2 in einer Gebäudenische  an  Industriegebäuden gebrütet. Die Schleiereule ist als Brutvogel in St. Ingbert nicht mehr bekannt. Foto: Dohle in St. Hildegard (Gabi Stein)

Im Stadtgebiet  von Saarbrücken sieht die Situation für den Turmfalken etwas besser aus als in St. Ingbert. Vor allem an Industriegebäuden scheint es dem Turmfalken zu gefallen, denn auch hier gilt das gleiche wie in St. Ingbert und vermutlich im restlichen Saarland: die 35 in Kirchen eingebauten Nisthilfen sind eher von Dohlen als von Turmfalken besetzt. Da die Dohle als seltener Brutvogel auch einen Schutzstatus hat (besonders geschützt, der Turmfalke ist streng geschützt), ist diese Tatsache aber zu verschmerzen. Es bedeutet lediglich, Alternativen zu finden und sich der Situation anzupassen: in den letzten 2 Jahren wurden 5 neue Nistkästen an verschiedenen meist Industriegebäuden aufgehängt, die auch angenommen wurden.
Foto: Turmfalkenweibchen in der Herz-Jesu-Kirche in Burbach (Gabi Stein). Das Pärchen war da, aber eine Brut hat 2016 nicht stattgefunden.

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