Hummeln - die Coolen unter den Wildbienen

Es ist Anfang März. Die Sonne steht schon recht hoch am Himmel und bei blauem Himmel bringt sie die erste Wärme in die Natur. Ich sitze in meinem Garten und genieße die Sonne.

 

Gedankenverloren blicke ich auf den Boden, in eine kleine unaufgeräumte Ecke meines Gartens. Da, unter dem Laub bewegt sich doch etwas. Das Laub wackelt, wird zur Seite gedrückt und hervor kriecht eine Dunkle Erdhummel. Diese Königin ist im vergangenen Sommer geschlüpft und hat sich im Herbst unter dem Laub verkrochen, um dem Winter und seiner Kälte zu entgehen. Jetzt kommt sie ziemlich verpennt aus ihrem Winterquartier und genießt die ersten Sonnenstrahlen. Vorsichtig lasse ich ihre Durchlaucht auf meinen Finger klettern. Sofort genießt sie die Körperwärme von unten, die aus meinem Finger strahlt und bleibt ganz ruhig sitzen. Ja Hummeln sind mit einem recht ordentlichen Stachel ausgerüstet, den sie jederzeit auch einsetzen können, aber sie sind meist recht sanftmütig und gemütlich. So brauche ich sie nicht zu fürchten.

 

In der Zeit von März bis April kann ich mir sicher sein, dass es sich um eine Hummelkönigin handelt, weil in dieser Jahreszeit nur Königinnen unterwegs sind. Sie haben alle den Winter über vor Frost geschützt unter Laub, Holzhaufen, Mauerritzen und ähnlichem verbracht und drängen nun mit fortschreitendem Frühling ans Tageslicht.

 

„Meine“ Hummel fängt nun nach ein paar Minuten an leise zu brummen und sehr schnell mit ihren Flügeln zu schlagen. Sie bringt sich auf Betriebstemperatur von bis 32 °C. Sie ist nämlich mit einer sehr effektiven Heizung ausgestattet: Sie hat die Möglichkeit, ihre Flügel von der Brust- bzw. Flugmuskulatur abzukoppeln. Durch sehr schnelle Muskelbewegung erzeugt sie nun Wärme und erhöht so ihre eigene Körpertemperatur, ohne abzuheben. Außerdem hat sie einen dichten Pelz am Körper, der sie zusätzlich vor Auskühlung schützt.

 

Nach kurzer Zeit hebt meine Erdhummel ab und fliegt schnurgerade auf einen Flecken im Garten, wo die rote Taubnessel in voller Blüte in der Sonne steht und mit ihrem Nektar lockt. Die Hummel fliegt die erste Blüte an und stillt ihren sicherlich großen Hunger. Nachdem sie ihren Hunger gestillt hat, beginnt das Tier suchend über die Erde zu fliegen. Sie brummt mal hier- und mal dorthin. Dann verschwindet sie in einem kleinen Loch in der Erde, kommt kurz darauf wieder und brummt weiter. Sie ist auf der Suche nach einem unterirdischen verlassenen Mäusenest. Hier bei mir im Garten wird sie sicherlich fündig werden. Mäuse gibt es im Garten genug, die dürfen hier leben. Vielleicht nimmt sie auch wie ihre Vorgängerin im letzten Jahr eine meiner Nisthilfen für Hummeln an. Sie hat die Wahl.

 

Hat sie eine geeignete Behausung gefunden, beginnt sie mit dem Nestbau. Ja, Sie haben richtig gelesen. Einige Hummelarten sind Nestbauer, andere wiederum eher Nestbezieher. Die Erdhummel baut sich ihr Nest nicht selbst. Das vorhandene Nest wird lediglich etwas neu geformt, so dass eine Art Kugelhöhle entsteht. Hingegen unsere Baumhummel ist in der Lage, sich aus vorhandenem Nistmaterial (ausgedientes Vogelnest) ihr Nest selbst zu bauen. Sie benutzt dazu ihre Mandibeln (Kieferzangen) und Beinkrallen als Werkzeug.

 

Ist sie mit dem Nestbau zufrieden, beginnt sie ein paar kleine tönnchen-ähnliche Brutzellen aus Wachs herzustellen. Hierin legt sie die ersten befruchteten Eier für die ersten Arbeiterinnen. Um die Brutzellen werden weitere Tönnchen angelegt und hierin ein Vorrat an Nektar und Pollen angelegt, um die Brut zu versorgen. Diese brütet sie selbst aus und versorgt sie solange mit Nahrung, bis sie geschlüpft sind und als fertige Arbeiterinnen nun Nestbau, Brutversorgung und Sammeln von Nektar und Pollen übernehmen. Das ist nach ca. 20 Tagen der Fall. Ab dann bleibt sie im Nest und legt nur noch Eier und lässt sich bedienen, was ihr als Königin auch zusteht.

 

Im Laufe des Sommers entwickelt sich das Nest und wird größer. In einem Nest der Erdhummel können 100 bis 500 Arbeiterinnen leben. Ab etwa Ende Juni bis Mitte August entwickeln sich in einem Hummelnest männliche Hummeln und Königinnen. Die Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern, die Königinnen aus den befruchteten. Sind die Prinzen und Königinnen geschlechtsreif, begeben sie sich auf ihren Hochzeits- oder Begattungsflug. Nachdem die neuen Königinnen begattet sind, lungern die Männchen noch eine paar Tage auf den Blüten z.B. von der Kugeldistel herum, bis sie wenige Tage später sterben. Die begatteten Königinnen aber fliegen noch bis in den Herbst. Wenn es ihnen dann gegen den Winter zu ungemütlich wird, suchen sie sich eine frostsichere Behausung und schlafen bis ins nächste Frühjahr.

 

Die alte Königin beendet im Hochsommer ihr Leben. Sie hat bis dahin enorm viel geleistet. Ebenso ihre Gefolgschaft: Hummeln tragen zu einem sehr wesentlichen Teil dazu bei, dass viele unserer Blühpflanzen bestäubt werden, besonders im Frühjahr! Hier kommt es immer wieder vor, dass die Temperaturen tagelang die 10° C-Marke nicht überschreiten. Häufig regnet es dazu. Honigbienen fliegen ab einer Temperatur von ca. 10° C und meist auch eifrig nur bei gutem Wetter. Hier leistet die Hummel wahre Höchstleistung! Sie fliegt bereits bei Temperaturen ab 3 °C. Hierbei muss sie ihre Körpertemperatur auf Betriebstemperatur halten, fliegen und gleichzeitig Pollen und Nektar sammeln. Dafür braucht sie enorme Mengen an Energie in Form von Nektar in Blüten. Wenn sie nicht genug davon findet oder der Weg zur Blüte zu weit ist, geht ihr im wahrsten Sinne der Sprit aus. Ihre Heizung fällt aus und sie erfriert.

 

Wenn Sie im März oder April eine Hummelkönigin finden, die am Boden liegt und nur noch wenig Lebenszeichen hat, können Sie sie vorsichtig aufnehmen. Nehmen Sie einen halben Teelöffel Zucker und lösen ihn im Löffel mit ein paar Tropfen Wasser auf. Halten sie der Hummel den Löffel an ihren Rüssel. Meist nehmen die Insekten das Notfutter an und ihre Lebensgeister kommen zurück. Sie haben so möglicherweise einen Hummelstaat gerettet!

 

Dass Hummeln der Sprit ausgeht, ist heutzutage leider häufig der Fall. Oft hat sich eine Hummelkönigin z.B. in der Nähe einer größeren Brach- oder Grünfläche häuslich niedergelassen. Sie findet jede Menge Nahrung, weil gerade viele frühen Wildkräuter blühen. Aber genau dann, wenn sie die Nahrung am nötigsten hat, wenn ihre Brut viel Nahrung braucht, wird diese Wiese mit „blühenden Unkräutern“ platt gemacht, sprich gemulcht, der Ordnung wegen. Schlecht für die Hummel und auch schlecht für mich, bestäubt sie mir doch zuverlässig meine Obstbäume, meine Bohnen und Erbsen. Ihre auch? Ach nein, Sie bauen keine Bohnen an? Sie haben einen Zierrasen oder gar einen Schottergarten vor ihrem Haus? Schade.

 

Ich beobachte seit Jahren, dass der Lebensraum und die Nahrungsquellen der Hummeln immer weniger werden, die Hummeln auch. Wie war das noch ...? Wenn die Honigbiene stirbt, stirbt auch der Mensch. Gleiches gilt für die Hummel. Sie ist eine echte Ergänzung zur Bestäubung unserer Wild-, Obst- und Gemüsepflanzen. Bohnen können übrigens nur von der Hummel bestäubt werden. Warum? Die haben mehr Kraft die Blüten zu öffnen und einen längeren Rüssel, um an die Nektarquelle zu gelangen und gleichzeitig die Blüte zu bestäuben. Das leistet eine Honigbiene nicht.

 

Hummeln sind wie alle Wildbienen eine streng geschützte Art. Sie dürfen laut Bundesartenschutzgesetz weder gefangen noch getötet werden und ihre Nester nicht zerstört werden. Aber ihre Nahrungsquellen darf man entfernen und ihre Brutmöglichkeiten einschränken. Verrückte Welt! Und Sie, machen Sie das weiter mit oder möchten Sie mithelfen, etwas daran zu ändern!? Wie? Fangen sie damit an, ca. 2 bis 5 qm ihres Zierrasens verwildern zu lassen. Geben sie ein paar Wildkräutern in ihrem Garten die Chance, zu überleben und zu blühen. Sie werden sehen: Auch Sie bekommen dann bald Besuch von einer coolen Hummel. Ein teilweise unaufgeräumter Garten ist oftmals einzige Überlebensinsel für eine Menge Verwandte der Hummel, andere Wildbienen und Insekten. Leben sie, leben auch wir. Unsere Discounter können nicht das, was dieses Heer an heimlichen Arbeitern leistet: Wirklich dafür sorgen, dass wir etwas zu Essen haben.

 

In diesem Sinne wünsche ich ihnen einen noch bunten und duftenden Frühling.  Helmut Graf, NABU St. Ingbert

Die Wildbienen und ihre Bedeutung

Wie wichtig Bienen für uns Menschen und besonders für die Natur sind, ist inzwischen Gott sei Dank in den Köpfen vieler Menschen angekommen. Doch geht es vordergründig immer noch viel zu sehr um die Honigbiene, deren Wirtschaftlichkeit beachtlich ist. Sie bestäubt unsere Obstbäume und viele Kräuter- und Gemüsepflanzen. Dabei erwirtschaftet sie so ganz nebenbei ohne viel aufhebens dem Staat viele Millionen Euro. Als angenehmen Nebeneffekt liefert sie süßen Honig und Bienenwachs. Alleine aus diesem Grund macht sich die Politik halbherzig Gedanken um den Schutz dieses Insektes.

Aber was ist mit den ca. 560 Arten an Wildbienen, die in unserer Natur leben. Diese Arten tragen einen erheblichen Teil dazu bei, dass es bei uns hierzulande eine große Vielfalt an Blühpflanzen gibt. Auch sie bestäuben viele Obstblüten und Kräuter, an den Stellen wo es häufig mangels Imker keine oder nur noch sehr wenige Honigbienen gibt. Ohne die Bestäubung der Wildbienen gibt es absolut keinen Fortbestand für all diese Blühpflanzen. Was den Schutz der Wildbienen betrifft hinkt die Politik noch weit hinterher.

Im Projekt Wildbienen geht es einmal darum, zu erforschen, welche Wildbienenarten es bei uns gibt. Wir wollen sehen wie es um diese Arten bestellt ist. Wo gibt es noch geeignete Lebensräume mit Nistmöglichkeiten und Nahrung. Wie sieht es mit dem Schutz dieser Insekten aus. Die meisten dieser Insekten leben fast unbemerkt mitten unter uns und verrichten großartige Arbeit. Bei der Vergabe von Bauprojekten fallen sie meisten gar nicht auf. Ihr Lebensraum wird immer enger.

 

Projekt Wildbienen gibt diesen Tieren ein Chance. Wir möchten den Tieren helfen, indem wir die Öffentlichkeit über die Wichtigkeit dieser Tiere informieren. Wir setzen uns ein um Lebensräume zu erhalten und auch um neue zu schaffen. Wir betreuen in St. Ingbert eine Waldwiese und eine Streuobstwiese. Wir bauen Wildbienennisthilfen und helfen bei der Umsetzung und Gestaltung von eintönigen Grünflächen in blühende Wiesen. Haben sie Lust uns zu helfen. Sie sind gerne
willkommen.

Kontaktadresse: Helmut Graf mail: beewolf@gmx.de, Tel. 06894/383290

Naturschutzjugend in St. Ingbert

Biodiversitäts-kampagne

 

 

 

 

 

 

 

NABU St. Ingbert:

natürlich ehrenamtlich

Möchten Sie unser Sponsor werden?

Wenn Sie unsere Arbeit unter-stützen möchten - im allgemeinen oder auch ein spezielles Projekt - dann sind Sie herzlich will-kommen.

NABU-Schaukasten

Rickertstr./Ecke Kaiserstr. unterhalb der Ratsapotheke